Neues aus der LINEAR Entwicklung

Zweien der wichtigsten Neuigkeiten widmen wir eigene Artikel: Dem „Fabrication“ genannten Feature (Blogartikel „Fabrication oder Design 3D?) und dem „Schemakonverter“ (Blogartikel „Work smart, not hard!"). Beide stellen richtig spannende Neuerungen dar, welche unseren Bestandskunden und denen, die es noch werden wollen, sicher ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürften.

Nicht minder spannend sind jedoch auch die weiteren Neuerungen, welche diese Releases mitgebracht haben. Sie können zum Teil so sehr die Arbeit vereinfachen, dass Sie sie nie mehr missen wollen. Beispielhaft für die Reihe an Neuerungen stelle ich Ihnen hier meine zwei persönlichen Lieblingsfeatures vor.

Revit-TGA 2 AVA
Haben Sie schon einmal versucht, Aufmaßmengen aus Revit-TGA-Modellen zu extrahieren, die direkt in AVA-Software verarbeitet werden können? Wir haben es getan! Da wir die Frage beantworten wollten, was wir tun können, um eine modellbasierte Mengenermittlung besser auf den AVA-Workflow abzustimmen, haben wir die aktuelle Softwarelandschaft sondiert. Unser Urteil zu den Workflows fällt dabei durchwachsen aus: Angefangen mit der Prozessgeschwindigkeit, über den Arbeitsaufwand und die Ergebnisqualität hinaus und bis hin zu „geht gar nicht“ konnte uns der - meist IFC-basierte - Workflow nicht überzeugen. Folglich mussten wir zu dem Schluss kommen, dass es noch keinen einzigen, richtig gut funktionierenden Workflow gibt.

Der (Um-)Weg über eine IFC-Austauschdatei ist – zumindest im Open-BIM-Workflow – natürlich ein naheliegender Gedanke. Dass im AVA-Programm die ermittelten Mengen in einem IFC-Viewer zusätzlich visualisiert werden, ist ein Nebeneffekt. Trotzdem gibt es bestimmt kaum Revit-Anwender, die aus ihrem Modell „auf Knopfdruck“ ein korrektes Aufmaß generieren können. Auch umgekehrt existieren wohl kaum Kalkulatoren, die ihrer AVASoftware mit einem beliebigen IFC-Modell ad hoc eine ausschreibungsreife Mengenermittlung entlocken können. Selbst wenn das IFC-Modell vom Planer entsprechend „aufmaßfit“ exportiert worden ist, möchte man als Kalkulator wirklich die Aufmaßmengen über entsprechende Mengenabfragen aus einem IFC-Modell optisch im Viewer plausibilisieren?

Sicherlich entspricht dies keiner neuen Lieblingsaufgabe, zumal sie viel Zeit verschlingt. Diese (Selbst-)Erfahrungen und der Austausch mit Anwendern und Kalkulatoren haben uns dazu bewogen, selbst eine Lösung zu entwickeln, die unseren Anwendern keine zusätzliche Arbeitsbelastung aufbürdet. Dazu haben wir die Aufgabe vom nötigen Ergebnis aus betrachtet, denn am Ende brauchen AVA-Programme ebenso im BIM-Zeitalter keine IFC-Modelle, sondern primär einen verlässlichen Massenauszug aus dem CADModell, natürlich VOB-konform und nach den entsprechenden Richtlinien ermittelt. Für die Übergabe dieser Aufstellung bietet sich das bewährte GAEB-(XML-)Format an, welches alle einschlägigen Programme bereits seit Jahren beherrschen.

Die Herausforderung bestand für uns also darin, den Anwender in die Lage zu versetzen, mit möglichst geringem Aufwand verlässliche Massen zu ermitteln.

Wobei die Anforderungen „geringer Aufwand“ und „Verlässlichkeit“ zunächst wie Gegenspieler erscheinen, vor allem wenn die Revit-Modelle Familien von Drittanbietern oder selbst erstellte Familien enthalten. Der Schlüssel liegt hier zum einen in der Klassifizierung der Bauteile, die ein integraler Bestandteil des LINEAR Desktop Frameworks ist. Wenn man weiß, welche Bauteile welcher Teilleistung zuzuordnen sind, ist schon viel gewonnen. Da Informationen zur Generierung der Leistungsbeschreibung oder sogar zur Einordnung in Kostengruppen in unterschiedlichsten Parametern vorliegen können, ist zum anderen ebenfalls eine einfach konfigurierbare Nutzung dieser Modellparameter nötig.

Die Lösung besteht also aus einem Aufmaß-Dialog, welcher die Konfiguration der Parameter bereitstellt und gleichzeitig jede Anpassung sofort nachvollziehbar im Ergebnis präsentiert.

Der Initialaufwand für die Parameterkonfiguration bleibt überschaubar, auch weil LINEAR-seitig bereits Vorschläge zu den Parametereinstellungen für einzelne Teilleistungen mitgeliefert werden. Auf diese Art muss hier selbst beim ersten Modell nicht viel Aufwand betrieben werden. Für weitere Modelle reduziert sich der Aufwand gegen null, wenn man jeweils mit einem ähnlichen Satz von Familien arbeitet.

Für diese erste Version des „LINEAR Modellaufmaß“ genannten Moduls beschränken wir uns zunächst auf das Gewerk Lüftung. Die weiteren Gewerke und ferner die Schlitz- und Durchbruchsplanung werden derweilen entworfen und erreichen Sie mit den nächsten Feature Packs.

Automatisch anderes Material im Schacht
Dies entspricht einem der Anwenderwünsche, die immer wieder genannt werden. Nicht zwingend nötig, aber schon sehr hilfreich! Denn was im Schema noch einfach geht, wird in 3D-Modellen sehr aufwendig: Nämlich das Festlegen unterschiedlicher Materialien für Keller, Steig- und Geschossleitungen durch manuelle Zuweisung des Materials zu den gezeichneten Leitungen. Dies ändert sich jetzt mit der V23.2, denn das Programm kann die Zuweisung jetzt in großen Teilen automatisieren.

Für Anlagen, welche in Revit oder mit der LINEAR Design 3D-Familie unter AutoCAD geplant sind, können die Netzberechnungen jetzt die Materialinformationen der verwendeten Rohrleitungen/Kanäle übernehmen und den Rohrsystemen der Netzberechnungen zuordnen. Plant man jedoch durchgängig mit neutralem Material, um zum Beispiel im Modell die Neutralität zu wahren, oder weil man die Netze im 1-Strichverfahren ausarbeitet, bleibt die Aufgabe der manuellen Zuweisung bestehen.

Hier schafft die neue Topologie-Erkennung Abhilfe. Die Berechnungen erkennen in der geplanten Anlage selbstständig die Bereiche (Haupt-)Verteilung, Schacht/Strang und Geschoss-/Anbindeleitung. Das funktioniert in allen Netztypen, ganz egal ob Schema, 2D-Grundriss oder im 3D-Modell.

Nach der Topologie-Erkennung bieten die Berechnungen in der Tabelle der Materialien jetzt immer mindestens drei automatisch generierte Einträge an, den erkannten Bereichen entsprechend; in Trinkwasserrohrnetzen dabei nochmals unterteilt in Warm- und Kaltwasser, da die Dämmung in beiden Fällen unterschiedlich ausfallen wird.

Alles was Sie also tun müssen, wenn Sie in den Bereichen unterschiedliches Material einsetzen wollen, ist es, die gewünschten Materialien für Rohre und Dämmung in die Tabelle einzutragen. Bei der Dimensionierung der Rohre und der Dämmung werden dann die entsprechenden Materialien herangezogen. Auch die Anbindematerialien für Heizungs- und Sanitäranbindungen werden – entsprechend der Leitungstypen und der Einbausituation – ermittelt und in die Materialausgabe miteinbezogen. Die manuelle Zuweisung geht natürlich wie gehabt und sie gilt, selbst wenn die Automatik etwas anderes ermitteln würde.

Last but not least ist mit dieser Änderung zugleich die Einschränkung auf „Ein Rohrhersteller (+ beliebiges neutrales Material) pro Netz“ entfallen. So können Sie im Materialdialog für jeden Eintrag einen anderen Hersteller festlegen.

Wie Sie hier lesen konnten, dauert es manchmal etwas länger, bevor Vorschläge von Kunden in die Realität umgesetzt werden können. Dies passiert aber regelmäßig. Dieser Vorschlag ist nur einer von mehreren, die mit den zwei Feature Packs realisiert werden. Ich möchte Sie gerne ermutigen, uns weiterhin Ihre Ideen und Verbesserungsvorschläge zukommen zu lassen – ab sofort in unserem neuen Format: Dem „Idea Channel“. Der wesentliche Vorteil dieses Formats ist die Möglichkeit, für bereits vorhandene Ideen abstimmen zu können und wiederum eigene Ideen zur Abstimmung zu bringen. Auf diesem Wege können Ihre Ideen schnell an Gewicht gewinnen. 

 

Titelgrafik: © iuriimotov – stock.adobe.com

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