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Zu einer Zeit, in der Rohrnetze zuerst gezeichnet und dann nochmal mühsam tabellarisch erfasst wurden, um sie berechnen zu können, war das revolutionär. Selbst heute noch benötigen einige Softwarelösungen sowohl ein Berechnungs- als auch ein Zeichnungsmodell im Planungsprozess und schaffen sich damit intern schon völlig unnötige Medienbrüche mit der Konsequenz der mehrfachen Datenerfassung und -pflege.
Die direkte Nutzung der Informationen aus den LINEAR Zeichnungen war zunächst den LINEAR Modulen – im Wesentlichen den Rohrnetzberechnungen – vorbehalten. Die Weitergabe der Daten fand dabei klassisch über die Beschriftung der Bauteile in der Zeichnung, den Ausdruck der Ergebnisse und einigen Ausgabeformaten zur Mengenermittlung statt. Vor einigen Jahren kam dann der allgemeine Datenaustausch für 3D-Modelle via IFC hinzu.
Braucht man denn mehr?
Spätestens mit der Version 24 der LINEAR Solutions ist es für LINEAR Anwender unter AutoCAD offen(-sichtlich) geworden, wie man den wertvollen Schatz an Modelldaten für viel mehr Einsatzzwecke heben kann, als es bisher möglich war. Die Daten sind im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar geworden: Die LINEAR Eigenschaftenleiste visualisiert alle Daten der ausgewählten Modellelemente, ohne dass dafür unterschiedliche Dialoge geöffnet werden oder Ausgaben angestoßen werden müssen. Hier werden die Daten nicht nur allgemeinverständlich benannt dargestellt, sondern können auch direkt verändert werden. Allein dieser einfache Zugriff auf die Modellinformationen schafft ein vorher nicht gekanntes Bewusstsein für sie. Es ergeben sich ganz intuitiv Ideen, diese Daten zur Verbesserung der Planung und darüber hinaus auch zur Optimierung des Baus und der Bewirtschaftung der Gebäude zu nutzen.
Dazu passend hat auch ein weiteres (Daten-)Werkzeug mit der V24 Einzug in die LINEAR Solutions für AutoCAD gehalten: Der Bauteillisten-Dialog. Mit der LINEAR Software lassen sich hier mit wenigen Klicks eigene Listen mit Daten zusammenstellen, die von Interesse sind. Seien es Listen von Regulierventilen und deren Einstellwerten, Listen von Brandschutzklappen mit Wartungsintervallen, Listen von Sanitärgegenständen mit vereinbarten Durchflussmengen und Ausstoßzeiten oder Raumlisten zur Verarbeitung von Raumbüchern. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Die Listen können im Anschluss vielfältig genutzt werden. Zum Beispiel, um die Daten in übersichtlicher Form zu editieren oder zu prüfen, um sie als AutoCAD-Tabellen in Plänen auszugeben, um sie nach Excel zu exportieren und sie nach Datenanreicherung wieder zu importieren, um mit ihnen durch das Modell zu navigieren oder sie einfach nur als Auswahlhilfe, bzw. -filter zu nutzen. Auch hier finden sich unzählige sinnvolle Anwendungsfälle.
Selbstverständlich stehen alle diese Daten auch dem Datenaustausch via IFC zur Verfügung. Neu ist hierbei, dass die Bestimmung der IFC-Klasse sehr viel genauer erfolgt, da sie jetzt auf der LINEAR Klassifizierung aufbaut. Diese steht, zusammen mit IFC_ObjectType und IFC_Name wiederum als Datenwert zur Verfügung und kann somit sehr einfach beeinflusst werden.
Korrekt, verständlich, ...
Nun ist es nicht erst seit dem Aufkommen der Planungsmethode nach BIM wahr, dass Daten nur etwas nützen, wenn sie korrekt und verständlich sind. Was mit „korrekt“ gemeint ist, erschließt sich jedem sofort, „verständlich“ ist jedoch ein dehnbarer Begriff. Im Kontext der Digitalisierung bedeutet er vor allem, dass die Daten maschinell verarbeitbar sein müssen. Dafür müssen Vereinbarungen über die Benennung und die Form der Daten eingehalten werden. Also Name und Einheit jedes einzelnen Parameters (zum Beispiel: ein Speicherinhalt wird als „Volumen“ in der Einheit „Liter“) angegeben. Diese Vereinbarungen werden im Rahmen von BIM-Projekten in den Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIA) festgelegt (siehe den nachfolgenden Infokasten). Aber nicht nur dort ergibt es Sinn, solche Vereinbarungen zu treffen. Schon bürointern erleichtert es das Miteinander, wenn alle über dasselbe reden und keine Missverständnisse aufkommen. Denn wenn man zum Beispiel über Bauteilnummer, Teilenummer oder Artikelnummer spricht, könnte mit diesen Begriffen genau dasselbe oder aber jeweils etwas ganz anderes gemeint sein.
... und nur Wichtiges!
Ein weiterer Punkt ist die Datenmenge. Auch wenn die in TGA-Projekten nötige Datenverarbeitung heute von den meisten Bürorechnern souverän zu bewältigen ist, macht es keinen Sinn, einfach alle Daten zu verteilen. Die Gründe sind auch hier vielfältig: Zunächst ist die Korrektheit der Daten nicht immer gegeben, da diese beispielsweise noch nicht finalisiert sind oder vorübergehend mit Standardwerten belegt werden. Weiterhin ist in vielen Anwendungsfällen nur ein Bruchteil der vorhandenen Daten von Interesse oder Relevanz. Schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass Daten auch von Menschen verarbeitet werden. Die kognitive Verarbeitungskapazität des Menschen reicht selten an die Leistung moderner Bürorechner heran, was die Notwendigkeit unterstreicht, alle irrelevanten Daten auszublenden, um Überforderung zu vermeiden und die Effizienz zu steigern.
Die neue LINEAR Parameterverwaltung
An diesen neuralgischen Punkten (der Datenkorrektheit, der Datenverständlichkeit und der Optimierung der Datenmenge) setzt die Parameterverwaltung an, die mit der LINEAR Version 24.1 zur Verfügung gestellt wird. Die Verständlichkeit der Daten verbessert sie zum einen durch die Möglichkeit, Parametern andere Namen geben zu können, so dass sie bestimmten Vereinbarungen oder Standards entsprechen. Zum anderen wird die (Um-)Gruppierung der Parameter zugelassen. Das wirkt sich sowohl im IFC-Export bei der Erzeugung der Eigenschaftssätze (Propertysets) aus, als auch direkt in den LINEAR Eigenschaften. Die Eingrenzung der Datenmenge erfolgt, indem man verschiedene Fälle – mit oder ohne Leistungsphasenbezug – für die Daten festlegt. Zum Beispiel „Entwurfsplanung“, „Ausführungsplanung/Fachkoordination“ oder einfach nur „wichtige Berechnungsparameter“. Anschließend bestimmt man, welcher Parameter in welchem Fall genutzt werden soll. Die Datenkorrektheit kann wesentlich verbessert werden, indem man für einzelne Parameter Einschränkungen (Wertebereiche, -muster oder -listen) bestimmt, in denen sich die Werte befinden müssen, um „korrekt“ oder zumindest plausibel zu sein.
Jetzt aber konkret
Wer kennt sie nicht, die seit über 10 Jahren kursierenden Beispiele, in denen der BIM-Modellentwicklungsgrad am Beispiel einer Wand erläutert wird? Leider ist seit dieser „Frühzeit der LOIN-Definitionen“ – auch unter dem Begriff LOD (Level of Definition) geführt – kaum etwas an diesem Punkt passiert, so dass es bisher keine allgemein verwendbaren Vorschläge für LOIN-Definition gibt. Schon gar nicht für Bauteile der TGA. Vielmehr wird der Bauherr als derjenige hervorgehoben, der die Vorgaben vor, während und nach der Planungsphase festzulegen hat. Dabei ist er nur sehr indirekt der Nutznießer und schon gar nicht der direkte Nutzer der meisten Daten. Also eine sehr schwere Aufgabe für den Bauherren, die er ohne die Fachplaner kaum lösen können wird. Auf der anderen Seite ist eine LOIN-Definition auch nichts, was in einer Richtlinie festgeschrieben werden kann. Dazu sind Bauprojekte einfach zu verschieden. Ein Grundgerüst, das man feinjustieren kann, wäre aber schon erstrebenswert. Daher wird mit dem Erscheinen der Parameterverwaltung für AutoCAD genau so ein Gerüst mitgeliefert, dass sich ab dann in der Praxis beweisen darf.
Fazit
Ganz unabhängig davon, ob Projekte nach der BIM Methodik oder ganz klassisch geplant werden und auch unabhängig davon, in welcher Planungsphase das Projekt gerade steckt, sind die Daten, die die Modellelemente tragen, in jeder Hinsicht wertvoll. Es lohnt sich immer, ihnen „Pflege“ zukommen zu lassen. Nehmen Sie unsere Vorschläge als Basis für Ihre Anforderungen, passen sie an, welche Daten für Ihre Projekte wann wichtig werden, blenden Sie alles (noch) nicht relevante aus. Sorgen Sie durch Ihre einheitliche Benennung der Daten für maximale Transparenz für alle Planungsbeteiligten und lassen Sie sich durch Plausibilitätsprüfungen dabei helfen, Fehler zu vermeiden. Die Investition in die Pflege zahlt sich spätestens beim nächsten Projekt aus, wenn die einmal gemachten Definitionen wieder Anwendung finden dürfen.