Die Bedeutung einer intuitiven Benutzerschnittstelle
Wenn heute Kinder mit Smartphones oder Tablets ohne Anleitung der Eltern leicht zurechtkommen, dann hat das in erster Linie mit intuitiven und durchgängigen Benutzerschnittstellen der Anwendungen auf diesen Geräten zu tun.
Als Benutzerschnittstelle (User Interface) bezeichnet man die Stelle oder Handlung, mit der ein Mensch mit einer Maschine oder einem Arbeitsgerät in Interaktion tritt. Da sich neben der Informatik auch andere Wissenschaften wie etwa die Kognitionsforschung und die Psychologie damit befassen, scheint doch mehr hinter dem Thema zu stecken als nur ein optisch ansprechendes Erscheinungsbild eines Produktes bzw. einer Software. Aber warum kommen wir mit einigen Programmen besser und schneller zurecht, als mit anderen? Was macht „intuitives“ Arbeiten denn eigentlich aus?
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und eine gute Benutzerschnittstelle sollte genau diesen Aspekt aufgreifen und in sich konsistent sein. Dabei gilt es, Wiederholungsmuster zu erkennen und umzusetzen, um die Erwartungshaltung der Anwender zu erfüllen. Denken wir zum Beispiel an Icons: Ein Zahnrad steht für „Einstellungen”, eine Diskette für „Speichern“, eine Lupe für eine „Suche“. Wenn der Anwender leicht findet, was er schon kennt, muss er keine Zeit damit verschwenden, eine neue, abstrakte Symbolik zu deuten. Und da kommt die Intuition ins Spiel. Das umgangssprachliche „Bauchgefühl“ ist die Fähigkeit, sehr schnell eine Entscheidung zu treffen oder eine Einsicht zu gewinnen, ohne bewusst den Verstand oder rationale Schlussfolgerungen zu nutzen. Vereinfacht könnte man das Bewusstsein mit einer komplizierten Formel und das Unterbewusstsein mit gespeicherten Ergebnissen vergleichen. In dem einen Fall wird eine zeitaufwändige Rechenfunktion durchlaufen, im zweiten Fall reicht ein schneller Zugriff auf zuvor berechnete Ergebnisse. Das bedeutet also, dass eine intuitive Benutzerschnittstelle sowohl einfacher zu erlernen als auch schneller in der täglichen Benutzung ist.
Bei einfachen Smartphone-Apps ist die Anzahl der bedienbaren Steuerelemente meist relativ gering, d.h. hier kann sich Intuition schneller einstellen. Wenn wir dagegen an komplexe Anwendungen wie CAD-Programme denken, dann gibt es für eine Vielzahl von Funktionen wenig Platz, da natürlich die „Zeichenfläche“ im Mittelpunkt der Anwendung steht. Dieser Umstand führt zwangsläufig dazu, dass das „implizite Wissen“ als Basis der Intuition je nach Kontext gegliedert angeboten werden muss, und damit sind wir dann auch schon bei der „Workflow“-Idee, die dem UI-Konzept der LINEAR-Solutions zugrunde liegt.
LINEAR Controlboard – Optimale Nutzung der beschränkten Platzverhältnisse
Das LINEAR Multifunktionsboard (MFB) bewährt sich unter AutoCAD schon seit dem Jahr 2000 und hat sowohl die Menüleiste, als auch die Toolbars und die Ribbons überdauert, ohne wirklich „alt“ zu werden. Und auch das neuere LINEAR Controlboard (CB) unserer Lösungen für Revit, basiert auf demselben Konzept. Zukünftig werden wir unabhängig von der CAD-Plattform unsere Werkzeugoberfläche einheitlich als Controlboard benennen.
Mit der V24 der LINEAR Solutions wurde es Zeit, das UI Design beider Boards nochmal unter die Lupe zu nehmen und es unter den aktuellen Randbedingungen zu optimieren. Das aufgeräumte und luftige Design mit einer einheitlichen Farbgebung und durchgängig verwendeten neuen Icons unterstreichen die wachsenden Gemeinsamkeiten der beiden Lösungen und erleichtern zudem das wechselweise Arbeiten auf beiden Plattformen.
Gewachsene Oberfläche verschlanken und neue Elemente nahtlos integrieren
Ein wesentlicher Faktor bei der Entwicklung der neuen Benutzeroberfläche war die stetig wachsende Anzahl von Bedienelementen und Funktionen, die mit jedem Release in die Lösung integriert wurden. Während die kontinuierliche Erweiterung der Funktionalität zweifellos von Vorteil war, führte sie insbesondere bei unseren Lösungen für AutoCAD auch zu einer zunehmenden Komplexität des Interfaces.
Trotz vieler Gemeinsamkeiten unserer Lösungen für AutoCAD und Revit gibt es jedoch auch Unterschiede im Funktionsumfang, da beispielsweise das AutoCAD Controlboard nicht nur die 3D-Modellplanung, sondern auch klassische Planungsmethoden, wie die Grundriss-, die Schema- und die Detailplanung unterstützt. Aufgrund dieser Funktionserweiterungen ist das AutoCAD MFB im Laufe der Zeit immer weiter gewachsen und umfasste letztendlich neben dem „klassischen LINEAR Desktop“ 26(!) Assistenten. Anfänglich entwickelt, um mit dem damals neuen Workflow-Gedanken Einsteigern und Gelegenheitsanwendern das Leben zu erleichtern, wurden diese später aber auch des Öfteren genutzt, um manch eine Funktionalität, die nirgends sinnvoll verortet werden konnte, unterzubringen. Hier galt es nun ein neues Konzept zu entwickeln, das den Workflow wieder in den Fokus setzt und dabei intuitiv und leicht zu erlernen ist.
Revit Dark-Modus, LINEAR Ribbons und der neue Workflow „Schemaplanung“
Ein weiteres zentrales Element dieser Überarbeitung war die Integration eines neuen Bereichs für die Schemaplanung und -erstellung in Revit. Dieser Bereich musste nahtlos in das bestehende UI-Konzept integriert werden, um einen reibungslosen Workflow zu gewährleisten (Abb. 4). Ebenfalls unterstützen wir ab der Version 24 auch den neuen Dark-Modus von Revit 24 (Abb. 2-4). Übergeordnete Funktionen haben wir bereits in der Vergangenheit im LINEAR Ribbon organisiert. Um hier eine noch bessere Strukturierung, sowie die Verwendung von großen Icons zu ermöglichen, gibt es ab sofort einen zweiten LINEAR Ribbon, unter dem wir zusätzliche Werkzeuge zur Verfügung stellen (Abb. 5 und 6).
Weniger ist mehr
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurden die Oberflächen von Grund auf überarbeitet. Ein Hauptziel bestand darin, die Anzahl der Bedienelemente zu reduzieren und die Navigation zu vereinfachen. Durch eine sorgfältige Analyse der am häufigsten verwendeten Funktionen wurden unnötige Schritte eliminiert und die Anordnung der Elemente optimiert. Das Ergebnis ist eine noch klarer strukturierte Oberfläche, die es den Nutzern ermöglicht, ihre Arbeit schneller und effizienter zu erledigen. So wurde in den vergangenen zwei Jahren ein neues Konzept entwickelt, das die Vorteile des „klassischen Desktops“ und der „Assistenten“ vereint. Dieses bietet „Workflows“ oder „Planungstypen“ in allen Disziplinen an, die den Benutzer durch den Planungsprozess führen. Gleichzeitig bleiben alle anderen benötigten Funktionen schnell zugänglich. Das neue UI-Konzept erleichtert somit nicht nur Einsteigern den Start, sondern bietet auch erfahrenen Nutzern eine strukturierte und effiziente Arbeitsumgebung. Wir sind fest davon überzeugt, dass auch die „alten Hasen“– nach einer kurzen Eingewöhnungszeit – von der Systematik und den kurzen Wegen begeistert sein werden.
Das neue Controlboard für AutoCAD
Was ändert sich neben dem Namenswechsel von „LINEAR MFB“ zu „LINEAR CB“ im Detail? Zunächst mal zu dem, was bleibt: Die Hauptnavigation mit den großen Tabs und die aus den Assistenten bewährte Unternavigation sind weiterhin vorhanden. Dieses Konzept ermöglicht es den Benutzern nach wie vor, Funktionen basierend auf ihrem Gewerk oder ihrer Disziplin auszuwählen, wie sie es aus dem „klassischen Desktop“ sowie den Lösungen für Revit gewohnt sind. Allerdings gibt es nun eine bedeutende Erweiterung unter AutoCAD – die Einführung der „Planungstypen“ innerhalb der Disziplinen. Die Wahl eines Planungstyps gewährleistet, dass alle Einstellungen passend gesetzt sind und überflüssige Funktionen den Überblick nicht behindern. Die Auswahl der „richtigen“ Vorlage, um gewünschte Funktionen zu erhalten, gehört somit der Vergangenheit an. Ein weiterer Schwerpunkt lag darauf, das Scrollen im Controlboard möglichst zu minimieren. Funktionen wurden entweder, basierend auf der Abfolge im Planungsprozess, in Workflows organisiert oder in Einsatzbereichen untergruppiert. Dieses intelligente Konzept ermöglicht eine effiziente und übersichtliche Navigation.
UI als wesentlicher Faktor der Nutzerzufriedenheit
Ein weiterer Schwerpunkt der Aktualisierung lag auf der visuellen Gestaltung. Die neue Benutzeroberfläche wurde nicht nur funktional verbessert, sondern erhielt auch ein frisches und ansprechendes Design. Dies wurde durch die Integration zahlreicher neuer Icons erreicht, die die Benutzeroberfläche nicht nur optisch aufwerten, sondern auch die Erkennbarkeit der verschiedenen Funktionen verbessern. Icons können visuell intuitiv sein und den Nutzern helfen, schneller die gewünschten Aktionen auszuführen. Die Bedeutung gut gestalteter Icons wird oft unterschätzt. In Kombination mit den Texten auf den Buttons beschleunigen sie die Auffindbarkeit von Funktionen erheblich. Während ein auffälliger, aber wenig ansprechender gelber Fleck sicherlich erkannt wird, ist es doch ein durchdachtes System von Icons, das den wahren Unterschied macht. Diese Icons sind nicht nur ein Leitfaden für Einsteiger, sondern unterstützen auch erfahrene Profis dabei, selten genutzte Funktionen schnell zu finden. Dabei geht es nicht nur um Ästhetik, sondern auch um die effiziente Kommunikation von Funktionen, die das Arbeiten erleichtern und beschleunigen. Im Zuge der Neugestaltung unserer Benutzeroberfläche haben wir entschieden, dass jeder Button auch ein Icon erhält und diese einer logischen Systematik folgen. Aufbauend auf den Icon-Guidelines von Autodesk haben wir so über 600 neue Icons in unsere UI integriert, die sich optimal in die Oberfläche von AutoCAD und Revit einfügen. Die von unseren Kunden so geschätzte direkte Integration unserer Lösung in die jeweilige CAD-Plattform wird so auch optisch weiterentwickelt.
LINEAR Eigenschaften-Dialog für AutoCAD
Eine bemerkenswerte Neuerung im AutoCAD-Umfeld ist der eigens entwickelte LINEAR Eigenschaften-Dialog. Dieser ermöglicht das einfache Anzeigen und Anpassen von konstruktions- und berechnungsrelevanten Daten, einschließlich derjenigen, die für BIM-Prozesse von Bedeutung sind. Durch Selektieren einzelner oder mehrerer Bauteile können alle Daten eingesehen und bei Bedarf auch direkt angepasst werden. Das ist zwar auf den ersten Blick im Wesentlichen ein neues Feature und hat wenig mit dem neuem UI zu tun, aber bei genauerer Betrachtung sieht man, dass neben dem Panel für das Controlboard ein weiteres andockbares Panel herangezogen wird, um Anzeigen und Funktionen unterzubringen, die möglichst gleichzeitig zur Controlboardansicht angeboten werden sollen. Hier ist künftig also noch einiges an Steigerung in der Bedien-Performance zu erwarten und das unterstreicht einmal mehr unser Engagement für eine ganzheitliche und produktive Benutzererfahrung.
Entwicklung der UI wird fortgesetzt
Der Prozess der Oberflächenoptimierung ist an dieser Stelle natürlich nicht abgeschlossen bzw. wird es auch nie sein. Neue Funktionen werden sinnvoll in die bestehende Oberfläche integriert werden müssen und alle Dialoge werden noch auf Herz und Nieren geprüft und sowohl optisch als auch in ihrer Nutzerfreundlichkeit verbessert werden. Die ersten Dialoge haben dieses Update schon erhalten und es werden viele weitere folgen.
Fazit
Die neue Benutzeroberfläche bietet nicht nur eine schnellere und effizientere Benutzerführung, sondern setzt auch neue Maßstäbe in puncto Ästhetik und Übersichtlichkeit. Freuen Sie sich also auf eine optimierte und moderne Arbeitsumgebung, die es Ihnen ermöglicht, Ihre Kreativität vollständig auszuschöpfen und gleichzeitig präzise Ergebnisse zu erzielen.